Geschichte


1260 Kunegundeshofen, um 1400 Khuometzhofen

Obwohl Kiemertshofen erst 1260 im Grund- und Güterverzeichnis des Klosters Altomünster urkundlich genannt wird, sprechen die Lage an der alten Römerstraße, der Ortsname, welcher sich vom Frauennamen Kunigunde ableitet, und das Patrozinium der Kirche St. Nikolaus für ein hohes Alter. Seit dem Mittelalter bis zur Klostersäkularisation von 1803 hatten neben dem Kloster Altomünster (um 1260 ein Lehen) vor allem die Benediktinerinnen von Kühbach (um 1400 vier Hufen) den größten Anteil am Grundbesitz.
Kaiserin Kunigunde, Gemahlin Kaiser Heinrichs II. (1002 - 1024), der auch bayerischer Herzog war, hat um 1025 Königsbesitz in Ecknach nach Kühbach verschenkt. Es liegt nahe, dass sie auch Königs- und Reichsbesitz in Kiemertshofen, der nicht zufällig an einer alten römischen Fernstraße lag, dem Kloster Kühbach vermachte. Zur Grafschaft der Kühbacher Klostergründer scheint der Ort nicht gehört zu haben. Wie das gesamte Altomünsterer Klosterland zählte Kiemertshofen zum Einflussbereich der lechrainischen Welfen, die wahrscheinlich alten Königsbesitz verwalteten. Nicht zuletzt deutet das Patrozinium von St. Nikolaus in diese Richtung, denn als die Welfen 1078 für zwanzig Jahre ihren Besitz verlieren, treten die Grafen von Andechs an ihre Stelle. Ist es Zufall, dass der heilige Nikolaus ihr Hausheiliger war? Über das welfisch-staufische Erbe gelangten Besitzteile wie z.B. auch in Pfaffenhofen an die Wittelsbacher. So verwundern häufig wechselnde Inhaber landesherrlicher Lehen in Kiemertshofen nicht: 1409 verkauf Perchtold von Kiemerstshofen, Bürger zu Aichach, ein Lehen, das wiederum von Konrad Eisenhofen, Pfleger zu Gerolfing, zu Lehen ging, an einen Wollomooser Bauern. Dieser übergibt es 1458 an Jorig Puechmair zu Sielenbach. 1495 erwirbt es der Münchner Bürger Hans Wagner. 1518 ist das Gut ein Lehen der Knöringer. Schließlich gelangen die Lehen im 16. Jahrhundert wieder an den Landesherren selbst zurück, da 1587 der herzogliche Kastner Abraham Strobl dafür eine Verkaufsurkunde ausstellte. 1752 hatten folgende Grundherrschaften Besitz im Dorf:

Kl. Kühbach: drei 1/1, drei je 1/4, drei je 1/8 und 1/16 Höfe
Kl. Altomünster: 1/4 und 1/16 Hof
Filialkirche Kiemertshofen 1/8 (Mesner) Hof
Kasten Aichach zwei je 1/4 und 1/16 Höfe
Pfarrei Tödtenried 1/4 Hof
Collegiatsstift München 1/16 Hof
Domkapitel Augsburg 1/16 Hof
Eigen 1/16, Gemeindegut ein Hüthaus

Die Dorfschaft, die ein Hüthaus besaß, war aus der Hauptmannschaft des 16. Jahrhunderts hervorgegangen, die zusammen mit Lichtenberg, Ober- und Unterschröttenlohe ihren Beitrag zur Landesverteidigung leistete. Im Gefolge der Klosterauflösung von 1803 entstand 1808/1809 der 39. Steuerbezirk Tödtenried, von dem sich 1818/1819 die Gemeinde Kiemertshofen mit Radenzhofen, Oberschröttenlohe und Schlossberg abspaltete. 1842 versuchte der Landwirt Mathäus Asam von Lichtenberg, doch noch nach Kiemertshofen zu kommen, was aber abschlägig beschieden wurde. Seitdem verblieb der Weiler bei Hohenzell. Die Gemeindegründe waren seit 1852 größeren Veränderungen ausgesetzt. So verkaufte man 1885 neunzehn Dezimale Wegfläche an den Schmiedemeister Grant und erwarb dafür eine Kiesgrube. 1888 fand zur Finanzierung der Kirchenturmreparatur von St. Nikolaus, einer Filiale der Pfarrei Tödtenried, eine außerordentliche Holzfällung im Gemeindewald statt. Da Tödtenried stets Schulort war, hatte der Tödtenrieder Lehrer 1881 Bezüge von der Filialkirche Kiemertshofen. Das Gewerbe blieb angesichts der Nähe des Marktes Altomünster bescheiden. Neben einer Gastwirtschaft (früher Haus Nr. 3) und einer Schankwirtschaft (Haus Nr. 11) gab es seit 1849 noch einen Hufschmied. Neben den Kiemertshofener Hofnamen "Marxbauer", "Gallobauer", "Bartlbauer", "Mesmer", "Daigl", "Nazi", "Weiler" und "Wagner" kennen wir seit dem 16. Jahrhundert auch eine Reihe von Flurnamen. Zu den ältesten gehören Rohrenau und Hagenau. Die Rohrenau oder "Roringaw" ist ein Wald, eine sogenannte Holzmark, die vom Kloster Altomünster 1469 nach einer Verpfändung an Jörg Marschalk zu Stumpfsberg wieder eingelöst worden ist. Genauso die Hagenau, die 1625 in einer Altomünsterer Klosterurkunde als untere und obere Hagenau, als unteres und oberes Holz, bezeichnet wird. Weitere Flurnamen: "Am Wiegel", "Riedfeld", "Riedholz", "Kobisberg", "Bockstall", "Zwercherl", "Lohanger" und "Himmelreich".